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Das Absperrgitter: Ein Gefängnis für die Bienenkönigin?

„Der April macht was er will“. Diese alte Bauernweisheit bezieht sich zwar auf das Wetter, aber sie passt mindestens ebenso gut auf ein unbeaufsichtigtes Bienenvolk. Daher ist es ab April mit der ruhigen Zeit für den Imker erst einmal vorbei (Gott sei Dank!). Endlich darf er Smoker, Stockmeissel und die Imkerkleidung aus dem Schrank holen und sich wieder mehr um seine Bienen kümmern.

Doch was passiert eigentlich im Frühling im Bienenstock? Ausgangspunkt ist wie so häufig die Königin. Sie legt zunehmend mehr Eier und die Arbeiterinnen müssen jede Menge Pollen für die Brut und Nektar für ihre eigene Energiezufuhr sammeln. Zu dieser Zeit sterben die letzten Winterbienen und wenn das Volk diesen Wechsel übersteht, dann steht einer starken Volksentwicklung nichts mehr im Wege.

Aufgaben des Imkers

Wenn nun noch das Wetter mitspielt und die Temperaturen auch Nachts dauerhaft über dem Gefrierpunkt bleiben, dann explodiert das Volk mit dem Einsetzen der Obstblüte förmlich. Zumindest ist das bei uns am Niederrhein so. Spätestens zu diesem Zeitpunkt steht die Frühjahrsdurchsicht an. Dabei kann man in einem Rutsch fünf Aufgaben erledigen.

  • Durchsicht der Völker auf Weiselrichtigkeit
  • Einschätzung der Volksstärke
  • Abschätzung des Futtervorrats
  • Einsetzen des Absperrgitters
  • Aufsetzen des Honigraums

Dabei herrscht bei den ersten drei Punkten große Einigkeit unter den Imkern. Fast jeder führt diese Schritte durch. Die Erweiterung um den Honigraum wird ebenfalls von kaum einem Imker vergessen. Schließlich will man Honig ernten und dazu braucht man den Honigraum. Unterschiede gibt es hier beim Zeitpunkt des Aufsetzens. Ich persönlich setze ihn auf, wenn beide Zanderzargen vollständig mit Bienen gefüllt sind. Meistens ist das Anfang April, wenn es nachts nicht mehr friert.

Beim Absperrgitter sind die Imker jedoch in zwei Lager gespalten.

Die einen setzen es flächendeckend ein, während die anderen komplett darauf verzichten. Doch bevor wir uns die Vor- und Nachteile einmal genauer anschauen eine kurze Einführung in die Funktionsweise des Absperrgitters.

Funktion Absperrgitter

Ein Absperrgitter besteht aus Kunststoff oder Metall und sieht so aus wie ein rechteckiger engmaschiger Grillrost. Die Lücken zwischen den einzelnen Stäben sind dabei so eng gefasst, dass eine Arbeiterin noch hindurch krabbeln kann. Eine Königin hingegen nicht.

Legt man nun das Absperrgitter auf die obere Brutraumzarge, so können die Arbeiterinnen in die darüber gelegenen Honigräume krabbeln. Für die Königin hingegen stellt das Gitter jedoch ein unüberwindbares Hindernis dar. Dadurch ist sie nicht in der Lage ihr Brutnest in der Honigraum auszudehnen. Genau dieser Effekt, soll durch das Absperrgitters erzielt werden. Durch das Absperrgitter werden somit Brut und Honigraum vollständig voneinander getrennt. Dies erleichtert die Honigernte ungemein. Als Imker nimmt man einfach den Honigraum ab und kann alle Rähmchen hieraus bedenkenlos schleudern. Ohne Absperrgitter muss man hingegen den Honigraum jeweils genauer betrachten und nur die Rähmchen für die Honigernte entnehmen, auf denen sich keine Brut befindet. Dieses Vorgehen erhöht den Arbeitsaufwand pro Volk und senkt den Honigertrag.

Doch warum verzichten einige Imker auf das Absperrgitter?

Insbesondere Imker aus dem Demeter Verband verzichten auf Absperrgitter, da es dort in den Richtlinien explizit verboten ist. Hintergrund ist die Tatsache, dass durch das Absperrgitter die Bewegungsfreiheit der Königin limitiert ist. So ist das Volk nicht in der Lage das Brutnest maximal zu entwickeln. Der Bien wird künstlich eingeschränkt und sozusagen zu einer Trennung von Brut- und Honigraum gezwungen. Die Kritiker des Absperrgitters wollen durch ihren Verzicht, dem Bienenvolk die größtmögliche Freiheit geben sich wesensgemäß zu entwickeln.

Welcher Weg ist der Richtige?

Zusammengefasst noch einmal die Argumente für und gegen das Absperrgitter

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Fazit

Aus meiner Sicht gibt es für beide Entscheidungen vernünftige Gründe und ich kann die Argumente von beiden Gruppen absolut nachvollziehen. Ich selbst habe mich letztendlich zu folgender Entscheidung durchgerungen:

Zurzeit benutze ich bei allen Völkern ein Absperrgitter. Das hat mehrere Gründe. Zum einen stehe ich noch am Beginn meiner (hoffentlich langen) Imkerkarriere und habe es so von meinen Imkerpaten gelernt. Nun übernehme ich sicherlich nicht einfach unkritisch irgendwelche Ratschläge, doch erscheint mir die Benutzung des Absperrgitters als sehr anfängerfreundlich. Zum anderen finden Bienen in der Natur auch nicht immer perfekte Bedingungen vor und haben häufiger schlechtere räumliche Bedingungen die angebotenen zwei Zanderzargen.

Daher setzte ich in diesem Jahr bei allen Völkern ein Absperrgitter ein. Da mir die Argumente gegen das Absperrgitter aber ebenfalls logisch erscheinen, werde ich im nächsten Jahr bei einigen Völkern mal auf das Absperrgitter verzichten. Ich möchte auch mit dieser Methode meine Erfahrungen sammeln, bevor ich ein endgültiges Urteil fälle. Ich werde dann im Frühling 2021 von meinen vergleichenden Studien berichten.

Doch wie sieht es bei dir aus? Imkerst du mit oder ohne Absperrgitter und was sind deine Gründe für deine Entscheidung? Hinterlasse mir dazu gerne einen Kommentar.

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