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Pestizide stören natürlichen Hummelflug

  • Beitrags-Kategorie:Wissenschaft

Dass Pestizide nicht gerade gut für Bienen und Hummeln sind, dämmert uns schon seit längerem, doch was sie genau anrichten, ist Größtenteils noch unbekannt.

Eine Studie von Englischen Forschern konnte nun zumindest für Hummeln etwas Licht ins Dunkel bringen und haben ihre Ergebnisse in dem Fachmagazin „Ecology and Evolution“ veröffentlicht.

Wenn Hummeln Pestiziden ausgesetzt sind, verändern sie ihr Flugverhalten

Die Forscher untersuchten in ihren Versuchen den Einfluss von dem gängigen Neonicotinoid Imidacloprid auf Erdhummeln (Bombus terrestris). Im Detail interessierte sie das Flugverhalten der behandelten Hummeln, gegenüber einer unbehandelten Kontrollgruppe.

Die Hummeln wurden über einen Magneten mit einer Apparatur verbunden, die die Geschwindigkeit und die zurückgelegte Entfernung  messen konnte. Wer genau wissen will, wie die Forscher vorgegangen sind, kann auch im Originalartikel „Pesticide exposure affects flight dynamics and reduces flightendurance in bumblebees“ nachlesen. Er ist als open Access Artikel frei zugänglich. Dort findet ihr auch eine detailierte Abbildung der Apparatur

Mithilfe dieser Apparatur konnten die Forscher nun für beiden Gruppen genau messen, wie schnell und wie weit die einzelnen Hummeln geflogen waren.

Die Ergebnisse

Die beiden Gruppen unterschieden sich tatsächlich deutlich in genau zwei Punkten:

  • Die mit Imidacloprid behandelten Hummeln flogen am Anfang schneller als die unbehandelten Hummeln
  • Insgesamt flogen behandelte Hummeln zwei Drittel weniger weit, als unbehandelten Hummeln

Die Bereitschaft zu füttern hatten die Forscher ebenfalls untersucht. Hier zeigte sich aber kein Unterschied. Das Pestizid scheint also einen spezifischen Einfluss auf das Flugverhalten zu haben.

Erklärung

Wie kommt es dazu, das die Hummeln nicht mehr so weit fliegen? Bei der höheren Anfangsgeschwindigkeit müßte man doch eigentlich vermuten, dass die Hummeln einen weiteren Weg zurücklegen können.

Die Autoren haben dafür eine plausible Erklärung. Sie gehen davon aus, dass das übermäßig schnelle Fliegen die niedrigere Reichweite verursacht.

Was macht ein Neonicotinoid eigentlich im Hummelkörper genau?

Um diese Schlussfolgerung der Forscher zu verstehen, ein kurzer Ausflug in die Biochemie. Neonicotinoide binden im Körper der Hummeln an den Nikotin Acetylcholin Rezeptor. Dadurch verursachen sie eine erhöhte neuronale Aktivität. Das Neonicotinoid puscht die Hummeln also zunächst, so dass diese hyperaktiv werden. Das kann dazu führen, dass sie viel zu schnell losfliegen und damit viel Energie verbrauchen. Zusätzlich sind Neonicotinoide nicht gerade optimal für den Energiehaushalt der Insekten. Insgesamt geht ihnen also viel schneller der Treibstoff aus. Sie werden langsamer und brechen schließlich den Flug früher ab.

Ist das denn schlimm?

Na gut könnte man jetzt sagen, dann fliegen die Hummeln halt nicht mehr so weit. Für das Hummelvolk kann das allerdings dramatische Folgen haben. Hummeln fliegen ja nicht aus Spaß durch die Gegend, sondern sind unterwegs um Nahrung für ihr Volk zu sammeln. Wenn sie aber Dank der Neonicotinoide nur noch 33% des ursprünglichen Gebietes erreichen können, kann es schnell eng werden mit dem Nahrungsnachschub.

In früheren Untersuchungen hatte man bereits herausgefunden, dass „belastete“ Hummelvölker weniger Futter ranschaffen als gesunde Völker. Die von Daniel Kenna und seiner Arbeitsgruppe durchgeführten Experimente legen jetzt eine mögliche Erklärung nahe. Es scheint eine ungünstige Aneinanderreihung zu sein:

Das Imidacloprid macht Hummeln hyperaktiv, dadurch fliegen sie zu schnell und ermüden schneller. Als Folge schrumpft ihr Flugradius, sie können nicht mehr so viel Futter einsammeln und das Volk ist schlechter versorgt. Letztendlich entstehen so schwächere Völker die weniger widerstandsfähig sind.

Wie geht es jetzt weiter?

In der Natur sind Hummeln in der Regel jedoch nicht nur einem Pestizid ausgesetzt sondern bekommen häufig einen ganzen Cocktail davon ab. Daher wollen die Forscher jetzt als nächstes untersuchen, wie ein Mix aus mehreren Pestiziden sich auf das Verhalten der Hummeln auswirkt.

Es bleibt also spannend.

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