Das Bienengehirn ist klein. Sehr klein. Gerade mal so groß wie ein Stecknadelkopf und dennoch überraschen die Bienen immer wieder die Forscher und Imker mit ihren „geistigen“ Fähigkeiten. So ist es auch gerade wieder Forschern aus Australien passiert.
Ein Team der Universität von Melbourne hat nämlich herausgefunden, dass Bienen rechnen können. Sie beherrschen einfache Aufgaben wie Addition und Subtraktion und haben damit gezeigt, dass sie in der Lage sind mathematische Operationen durchzuführen.
Wie sind die Forscher vorgegangen?
Die australische Forschergruppe hatte bereits in der Vergangenheit einige erfolgreiche Experimente mit Bienen gemacht. So hatten sie erst kürzlich herausgefunden, dass Bienen das Konzept der 0 in der Mathematik verstehen. Das ist bei weitem nicht selbstverständlich, da es sogar einige höhere Säugetiere gibt, die dazu nicht in der Lage sind.
Da Bienen nicht lesen können, konnten die Forscher ihnen natürlich nicht einfach schriftliche Aufgaben vorlegen. Daher mussten sie sich zuerst überlegen, wie man die Rechenaufgaben in eine „Bienentaugliche“ Form bringen kann. Sie entschieden sich für eine Übersetzung in Farben (für plus und Minus) sowie eine Anzahl an Rechtecken, als Ersatz für Zahlen.
Im Detail setzten die Forscher vor den Eingang eines Kästchens ein Feld mit einer bestimmten Anzahl von Rechtecken. Waren die Rechtecke blau gefärbt musste die Biene addieren, waren sie gelb gefärbt, subtrahieren. Waren zum Beispiel drei gelbe Rechtecke am Eingang abgebildet, musste die Biene danach zu dem Pol fliegen an dem weniger als drei Rechtecke angebracht waren. Hatten sie die Aufgabe richtig gelöst, gab es an dem Pol ein Tröpfchen Zuckerwasser als Belohnung.
Was kam dabei heraus?
Nach einer Trainingsphase, in der die Bienen lernen konnten,an welchem Pol in dem Kästchen es nach dem Eingangssignal Futter gab, ließen die Forscher die Bienen nun durch die Versuchsapparatur fliegen. Die Ergebnisse waren eindeutig. 64% – 72% der Bienen trafen die richtige Entscheidung und addierten bzw. subtrahierten korrekt.
Was bedeuten diese Ergebnisse?
Die Ergebnisse sind insofern beeindruckend, da sie zeigen, dass Bienen komplexe Denkvorgänge bewältigen können. So müssen sie aus ihrem Langzeitgedächtnis die Regeln der Addition und Subtraktion abrufen und diese mit dem Wissen aus dem Kurzeitgedächtnis (Was war auf dem Feld am Eingang abgebildet?) kombinieren.
Das Team aus Melbourne findet es bemerkenswert, dass ein so kleines Gehirn wie das der Biene solch abstrakte Rechenprobleme lösen kann. Sie wollen dieses Wissen aber auch für andere Forschungsbereiche nutzen. Zum Beispiel sollen die Erkenntnisse in der Forschung zur künstlichen Intelligenz einfließen. Diese Aussicht mag für KI Forscher spannend sein und es ist sicher toll, wenn Entdeckungen an der Biene auf andere Wissenschaftsfelder übertragen werden können.
Mir persönlich als Imker ist das jedoch nicht so wichtig. Was bleibt, ist die Faszination darüber, dass ein so kleines Insekt zu solch kognitiven Leistungen in der Lage ist. Die Bienen nutzen anscheinend auch hier ihre Ressourcen so optimal wie möglich.
Ich bin mir sicher, dass die Forscher in Zukunft noch so einiges überraschendes über die Intelligenz von Apis Mellifera herausfinden werden. Für uns Imker wird es also weiterhin spannend bleiben.